„Der außergewöhnlichste Weihnachtsgottesdienst Würzburgs“

Weil in der Wärmestube nicht genug Platz für sie war, feierten ihre Gäste in diesem Jahr eine ganz besondere Weihnachtsandacht – gleich über die Straße.

Weil in der Wärmestube nicht genug Platz für sie war: Im Parkhaus am Würzburger Mainfranken Theater haben Gäste und Mitarbeiter der Wärmestube am Heiligen Abend eine Andacht gefeiert. „Das ist wohl der außergewöhnlichste Weihnachtsgottesdienst der Stadt“, erklärte Domkapitular Clemens Bieber, Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbands, über die besondere Feier. Etwa 20 Frauen und Männer waren der Einladung gefolgt, am Mittag des 24. Dezember die Weihnachtsbotschaft zu hören und den Segen für die kommenden Tage zu empfangen.

Für manchen Gast dürfte laut Bernhard Christof, Vorstandsmitglied des Fördervereins Wärmestube e.V., das Parkhaus in der Würzburger Innenstadt ein durchaus vertrauter Platz sein. „Ich kann mir vorstellen, dass schon der ein oder andere von euch hier übernachtet hat, je nachdem, wie Eure Lebensgeschichte ist“, sagte er in seiner Begrüßung. Einen besonderen Dank sprach der Vorsitzende des Fördervereins, der Würzburger Bundestagsabgeordnete Paul Lehrieder (CSU), an die Stadt Würzburg aus, die der Wärmestube und ihren Gästen unbürokratisch die Nutzung des Parkhauses ermöglicht hatte.

Andacht unter biblischen Umständen

Strenge Hygieneregeln und eine kreative Idee führten dazu, dass die Andacht im Parkhaus unter geradezu biblischen Umständen stattfinde, erklärte Domkapitular Bieber in seinen Einleitungsworten. „Es müssen sich derzeit alle in Listen eintragen und auch viele Herbergen müssen geschlossen bleiben.“ Auch die Wärmestube auf der anderen Straßenseite müsse mit Rücksicht auf Hygieneregeln ihr Angebot stark einschränken. „So findet sich, wie in der Bibel, ein ungewöhnlicher Ort.“

Nachdem Domkapitular Bieber das Weihnachtsevangelium nach Lukas vorgetragen hatte, legte Barbara Stehmann, Mitarbeiterin bei Caritas-Don Bosco und ebenfalls engagiert in der Obdachlosenhilfe die Weihnachtserzählung anhand einer Geschichte aus. Die Dunkelheiten unseres Lebens könnten erhellt werden, wenn wir in das Gesicht eines anderen Menschen blicken – auch wenn es derzeit häufig von einer Maske bedeckt ist, so Stehmann. „Viele von Ihnen gehen gerne in die Wärmestube, weil es ein Ort ist, in dem sie liebe und vertraute Menschen treffen können.“ Zu Weihnachten erhalte diese Begegnung mit anderen Menschen eine besondere Bedeutung, schließlich sei es das Fest, an dem wir uns erinnerten, dass in jedem Menschen auch Gottes Geist lebe.

Für weihnachtliche Atmosphäre sorgten zwischen den nüchternen Betonwänden des Parkhauses zwei Bläser der Laurentius-Musikanten Heidingsfeld. Mit Tuba und Posaune füllten sie das Gebäude, in dem sonst Motoren und Reifenquietschen zu hören sind, mit altbekannten Weisen. Passend zum Heiligen Abend hatte der Förderverein Wärmestube im Anschluss an die Andacht auch ein kleines Weihnachtsgeschenk mitgebracht. Mit den in der vergangenen Woche gepackten Geschenktaschen gab Paul Lehrieder den Gästen auch den Wunsch für ein gesundes neues Jahr mit auf den Weg.

Kilian Martin | Caritas

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