Ein noch dichteres Hilfenetz

Christophorus-Gesellschaft und BRAUCHBAR GmbH schließen Kooperationsvertrag

Günther Purlein von der Christophorus-Gesellschaft und Thomas Johannes von der BRAUCHBAR gGmbH (links im Bild) identifizieren im Sozialkaufhaus Praktikumsplätze für die Christophorus-Klienten. Bild: Katja Haas

Würzburg. Je älter Meinhard S. wurde, umso schwerer fiel es ihm, sich zu versorgen. Meinhard S. beschloss daher, in eine stationäre Einrichtung zu ziehen. Die Wohnung, in der er zuletzt lebte, gehört der Christophorus-Gesellschaft, die ihn auch mit ihren Anlaufstellen seit vielen Jahren unterstützt. Ein Nachmieter war unter den Klienten der Christophorus-Gesellschaft sofort gefunden. Für einen raschen Einzug des neuen Bewohners, sorgte das Team der BRAUCHBAR gGmbH, die seit Juni dieses Jahres mit der Christophorus-Gesellschaft kooperiert.

Die zwei gemeinnützigen Organisationen verbindet seit jeher eine Menge: In beiden Fällen ist die Diakonie Gesellschafterin und beide gGmbHs kümmern sich um Menschen in schwierigen Lebenslagen. Bei der Christophorus-Gesellschaft finden vor allem wohnungslose und strafentlassene Männer Hilfe – zum Beispiel in der Bahnhofsmission, der Wärmestube oder der stationären Einrichtung Johann-Weber-Haus. Die BRAUCHBAR gGmbH bietet mit ihrem Sozialkaufhaus in Grombühl, sechs über die Region verteilten Filialen und dem Wöllrieder Hof, langzeitarbeitslosen Menschen neue berufliche Perspektiven.

Eine Kooperation bringt einige Synergieeffekte mit sich, entdeckten die beiden Organisationen. So kommt es immer wieder vor, dass Männer wie Meinhard S. aus dem Betreuten Wohnen der Christophorus-Gesellschaft ausziehen und nicht in der Lage sind, die Wohnung so zu hinterlassen, dass ein Nachmieter sofort einziehen könnte. Die BRAUCHBAR gGmbH hingegen verfügt über ein Team, das viel Erfahrung in der Entrümpelung und Renovierung von Wohnungen hat. Sie kann auch günstige Umzugshilfe anbieten.

„Unsere Klienten haben nicht das Geld für eine Umzugsfirma“, erläutert Günther Purlein, Geschäftsführer der Christophorus-Gesellschaft. Auch verfügen die wenigsten über ein stabiles soziales Netz. Es gibt keine Geschwister, Ex-Nachbarn oder Freunde, die mithelfen können, einen Umzug zu bewältigen.

Für die Zukunft sind weitere Kooperationsmöglichkeiten zwischen der Christophorus-Gesellschaft und der BRAUCHBAR gGmbH angedacht. So können beispielsweise Bewohner des Johann-Weber-Hauses ein Praktikum in der BRAUCHBAR gGmbH absolvieren. Diese haben zwar die Möglichkeit, in der hauseigenen Schreinerei zu arbeiten, „den 24 Bewohnerplätzen stehen jedoch nur acht Plätze in der Schreinerei gegenüber“, so Purlein.

Bei Würzburger Unternehmen Praktikumsplätze zu finden, ist wiederum sehr schwierig. Denn einige Menschen, die im Johann-Weber-Haus wohnen, gelten als höchst problematisch. Viele lebten längere Zeit auf der Straße. Die meisten haben vielfache Probleme.

„Dennoch ist es gerade für diese Menschen wichtig, dass sie etwas Sinnvolles tun“, sagt BRAUCHBAR -Geschäftsführer Thomas Johannes. In seinem Sozialunternehmen finden sich viele Jobs, die sich für die Klienten der Christophorus-Gesellschaft grundsätzlich eignen. Bei einem ersten Rundgang identifizieren Günther Purlein und Thomas Johannes mögliche Praktikumsplätze.

Arbeit, stellen sie schnell fest, gibt es bei BRAUCHBAR genug. Das liegt daran, dass die Organisation in den 20 Jahren seit ihrer Gründung einen sehr guten Ruf erworben hat. Täglich kommen Menschen vorbei, um gut erhaltene Kleidungsstücke, Bücher oder Möbel zu spenden. Diese Spenden müssen angenommen und aufbereitet werden. Schränke und Betten sind aufzubauen, Räume im Kaufhaus zu dekorieren. Das nötige handwerkliche Geschick, um diese Arbeit zu verrichten, bringen einige Bewohner des Johann-Weber-Hauses mit. In Kürze soll der erste Bewohner des Johann-Weber-Hauses im BRAUCHBAR -Team anfangen.

Katja Haas

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