Endlich mit dem Geld klarkommen

Finanzwirtschaftler der FHWS kooperieren erstmals mit einer sozialen Organisation

Prof. Dr. Franz-Josef Eichhorn konzipierte zusammen mit Tobias Wenz und 16 weiteren Studierenden einen Kurs zur Schuldenprävention für Inhaftierte Bild: Günther Purlein

Würzburg. Preise vergleichen lohnt sich, auch wenn dabei nur Centbeträge herausspringen. „So kann eine Packung mit drei Pizzen genauso viel kosten wie eine Packung mit einer Markenpizza“, erläuterten die Studenten im Interview. Vier Monate lang beschäftigten sich 17 Studenten der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS) in einem studentischen Projekt mit der Frage, wie überschuldete Menschen im Gefängnis nach der Entlassung besser mit ihrem Geld klarkommen können.

Diese Gruppe Studierender belegte vergangenes Wintersemester bei Prof. Dr. Franz-Josef Eichhorn, Dozent für Finanz- und Investitionswirtschaft an der FHWS den Studienschwerpunkt Financial Services. In den letzten 20 Jahren stieß Eichhorn zahlreiche studentische Projekte an: „Doch bisher arbeiteten wir meist mit Finanzinstitutionen zusammen.“ In den Projekten wurde beispielsweise untersucht, inwieweit Unternehmen durch Optimierung der Kosten- und Organisationsstruktur noch bessere Ergebnisse erwirtschaften können.

Zum ersten Mal ließen sich die Studenten nun auf eine Kooperation mit einer sozialen Organisation ein. Mit der Würzburger Christophorus-Gesellschaft fand Eichhorn einen interessanten Projektpartner. Die gemeinnützige Gesellschaft kümmert sich seit Jahren um überschuldete Menschen - auch und gerade um solche, die, oft aufgrund ihrer prekären Lebenssituation, straffällig wurden und nun mit Schulden im Gefängnis sitzen.

Künftig wollen die Experten der Christophorus-Gesellschaft Straftäter mit Minus auf dem Konto nicht mehr nur einzeln beraten, sondern in kleinen Gruppen schulen. Der Studienschwerpunkt tüftelte in den vergangenen Monaten unter der Regie des Finanzwirtschaftsprofessors an einem Schulungskonzept zur Prävention von Schulden. Tobias Wenz fungierte dabei als studentischer Projektkoordinator.

Fünf Kurseinheiten von jeweils 90 Minuten wurden von den Studenten entwickelt. In den Seminaren hinter Gittern soll Wissen rund um das Thema „Finanzen“ auf eine interaktive Weise vermittelt werden. Demnach docken die Kurse thematisch direkt an der Lebenswelt von jungen Männern an. So geht es zum Beispiel darum, wie man sich vor Lockvogelangeboten schützt, oder wie man auf ein Ziel, etwa einen Urlaub, hin sparen kann.“ Außerdem wird erklärt, wie man eine günstige Versicherung etwa für das Auto findet.

Auch auf die Frage, wie man auf ganz legale Weise seine Einnahmenseite erhöhen kann, wird im Kurs eingegangen. Nicht immer ist den Menschen bekannt, welche sozialen Leistungen ihnen zustehen und wo diese zu beantragen sind. Diskutiert wurde bei der Konzipierung der Kurse oft lange über einzelne Ausdrücke, die aus dem finanzwissenschaftlichen Fachjargon in die Alltagssprache übersetzt werden sollten. Eichhorn: „Wir wollten allein Begriffe wie ‚Soll’ und ‚Haben’ vermeiden.“ Schon darunter können sich Menschen ohne Finanzexpertise nur wenig vorstellen. Viel bildhafter ist es deshalb, von „Minus“ und „Plus“ auf dem Konto zu sprechen.

Das bayerische Justizministerium hat 2015 erstmals ein solches Präventionsangebot gefördert. Nun soll der Kurs 2016 mit den umfangreichen Hochschul-Materialien von den Expertinnen der Christophorus-Gesellschaft in der Würzburger Justizvollzugsanstalt implementiert werden. Ziel ist es laut Eichhorn, den Drehtüreffekt zu durchbrechen: Viele Sträflinge kehren nach der Entlassung nicht zuletzt deshalb wieder zurück in die JVA, weil sie im Alltag mit ihrem Geld nicht klarkamen und neuerlich begannen, krumme Dinger zu drehen. Im Kurs erhalten sie zahlreiche Tipps, wie sie ihre Finanzen im Griff behalten und ihre Ausgaben gar senken können.

Günther Purlein

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