Hilfe gibt’s auch übers Netz

Im Dezember stieg die Würzburger Schuldnerberatungsstelle in die Online-Beratung ein

Seit zwei Monaten berät Nadia Fiedler Menschen mit finanziellen Problemen auch online. Bild: Günther Purlein

Erst am Abend, als der Haushalt geschafft und ihr Kind im Bett war, hatte die Alleinerziehende aus dem Landkreis Zeit, sich hinzusetzen und ein paar Zeilen an die Schuldnerberatungsstelle zu formulieren. Bei ihrer Krankenkasse war ein Schuldenberg von 5.000 Euro aufgelaufen. „Jetzt will man mein Konto pfänden“, schrieb sie. Doch von diesem Konto werden die Gebühren für den Kita-Platz der Tochter abgebucht: „Auf diesen Platz bin ich angewiesen, ich darf ihn auf keinen Fall verlieren.“

Nadia Fiedler, Leiterin der Schuldner- und Insolvenzberatung der Würzburger Christophorus-Gesellschaft, las die Nachricht am nächsten Morgen. Sie wies die Frau darauf hin, dass ihre Zahlungseingänge momentan offenbar nicht geschützt sind. „Die Frau scheint nicht zu wissen, dass sie ihr Konto in ein Pfändungsschutzkonto umwandeln kann“, erläutert die Sozialrechtlerin, die Menschen mit Geldproblemen neuerdings auch online berät. Jederzeit, schrieb sie der Frau, könne sie zur Bank gehen und ein sogenanntes „P-Konto“ einrichten. Dann sind 1.133,80 Euro auf jeden Fall geschützt.

Noch sind es erst vereinzelte Klienten, die von Nadia Fiedler und ihren Kollegen virtuell beraten werden. „Im Dezember stiegen wir in die Testphase der Online-Beratung ein“, erläutert die Einrichtungsleiterin. Vor allem dann, wenn konkrete Auskünfte gewünscht werden, hat sich die neue Beratungsform inzwischen bewährt. Für die alleinerziehende Mutter zum Beispiel war es sehr hilfreich, zu erfahren, dass es eine Möglichkeit gibt, ihre Geldeingänge zu schützen. Und zwar auf sehr einfache Weise.

Nachdem sie für ein Kind zu sorgen hat, darf sie sogar noch mehr als den Mindestfreibetrag von 1.133,80 Euro auf dem Konto haben. 412 Euro stehen ihr zusätzlich zu. Auch das Kindergeld von knapp 200 Euro darf nicht gepfändet werden. „Für die Extrafreibeträge bräuchten Sie allerdings eine Bescheinigung“, schrieb Fiedler. Diese Bescheinigung stellt die Schuldnerberatung aus: „Schauen Sie doch demnächst einfach einmal bei unserer offenen Sprechstunde donnerstags von 14 bis 16 Uhr vorbei.“

Vor allem zeitlich stark eingespannten Menschen mit Schulden bringt die Online-Beratung einen zusätzlichen Nutzen. Aber auch Landkreisbürger, die so knapp bei Kasse sind, dass sie nicht einmal das Geld für das Busticket haben, um nach Würzburg in die Beratungsstelle zu fahren, profitieren von dem neuen Angebot. Schließlich gibt es Fiedler zufolge eine ganze Reihe von Menschen, denen es äußerst schwerfällt, „live“ von ihrer Problematik zu berichten. Sie schämen sich für ihre Schulden und finden kaum die richtigen Worte, um darzustellen, wie sie in ihr finanzielles Schlamassel hineingeraten sind. Also etwa wegen einer schmerzhaften Trennung vom Lebenspartner.

Natürlich wäre es manchmal gut, mehr über die Online-Klienten zu wissen, um noch konkreter beraten zu können. Fiedler zum Beispiel hat keine Ahnung, welchen Beruf die Alleinerziehende ausübt, wie viele Stunden sie in der Woche arbeitet und was sie genau verdient. „Doch bei uns ist es ist grundsätzlich so, dass wir die Klienten entscheiden lassen, was sie erzählen wollen“, betont sie. Mitunter wird vorsichtig nachgefragt. Doch wenn jemand bestimmte Dinge nicht sagen will, wird nicht weiter gebohrt.

Das Wichtigste für das sechsköpfige Team der Beratungsstelle ist in jedem Fall, die Existenz des Verschuldeten gesichert zu wissen. Insbesondere die Miete soll nach wie vor bezahlt werden können. Akuter Handlungsbedarf besteht, wenn der Energieversorger damit droht, Wasser, Gas oder den Strom abzustellen. Schließlich muss genug Geld vorhanden sein, um Kinder oder pflegebedürftige Personen, um die sich ein Überschuldeter kümmert, weiterhin zu versorgen.

Je komplexer sich ein Fall gestaltet, umso schwieriger wird es, online zu beraten. Doch gerade in diesen Fällen kann der Erstkontakt via Internet eine Brücke in die Beratungsstelle bauen. Wer sich online an die Einrichtung der Christophorus-Gesellschaft wendet, muss seinen Namen nicht nennen. Der Infoaustausch erfolgt über die Plattform der Caritas. Zur Online-Beratung gelangen Klienten über den Link https://www.caritas.de/hilfeundberatung/onlineberatung/schuldnerberatung/, wo man durch das Eingeben der eigenen Postleitzahl an eine Schuldnerberatung in der Nähe vermittelt wird. Günther Purlein

  

So gelangen Sie zur Schuldnerberatung online:

  1.      Geben Sie folgenden Link ein https://www.caritas.de/hilfeundberatung/onlineberatung/schuldnerberatung/
  2.      Klicken Sie auf „Frage stellen“, wo Sie Ihre Postleitzahl, einen selbst gewählten Benutzernamen und ein selbst gewähltes Passwort eingeben
  3.      Nach dem Absenden Ihrer Frage wird diese an eine Schuldnerberatung in Ihrer Nähe weitergeleitet
  4.      Die Antwort sehen Sie unter dem oben genannten Link ein, wenn Sie auf „Antwort abholen“ klicken.
  5.      Dort geben Sie Ihren am Anfang gewählten Benutzernamen und Ihr Passwort ein.

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