Kardiologe mit Herz für Wohnungslose

Prof. Dr. Georg Ertl folgt der Einladung von Paul Lehrieder MdB in die Würzburger Wärmestube

Vor der Wärmestube. V. l.: Paul Lehrieder, Prof. Dr. Georg Ertl, Bernhard Christof, Nadia Fiedler und Julia Abler. Foto: Förderverein Wärmestube e.V.

12.04.2021

Dass der emeritierte Ärztliche Direktor der Würzburger Universitätsklinik sich auch im Ruhestand weiterhin der Forschung widmet und seine Expertise nach wie vor in vielen Fachkreisen und Gremien im medizinischen Sektor einbringt, ist für ihn nicht ungewöhnlich. Dann eher, dass der Professor in seinem Ruhestand neben seinen unzähligen ehrenamtlichen Tätigkeiten auch die Wohnungs- und Obdachlosen in den Blick nimmt.

Wissenschaft und Verantwortung

„Wissenschaft, Lehre und soziale Verantwortung schließen einander nicht aus, ganz im Gegenteil“, so bringt der renommierte Mediziner Dr. Georg Ertl sein Engagement auf den Punkt. „Gerade den ärmsten der Armen“, wie Ertl die Zielgruppe der Wärmestube umschreibt, „den Zugang zum medizinischen Hilfesystem zu erleichtern, ist mir eine Herzensangelegenheit“. Und deshalb habe er auch sehr erfreut von dem neuen medizinischen Projekt in der Wärmestube erfahren und möchte dieses unterstützen, wo er nur kann, so der Professor.

Der Einladung des Bundestagsabgeordneten und ersten Vorsitzenden des Fördervereins Wärmestube, Paul Lehrieder, sei er gerne gefolgt, versichert Dr. Ertl. Paul Lehrieder wiederum bezeichnet den Experten für Innere Medizin in seinen Dankesworten als Glücksfall für die Wärmestube und als ein starkes Signal zugunsten des unterfrankenweit einmaligen Modellprojekts zur Vermittlung von gesundheitlichen Hilfen für wohnungslose Menschen. „Sie mit Ihrem überregional geschätzten Fach- und Sachverstand, Ihrem Ihnen nachgesagten Pragmatismus und Ihrem großen, eng geflochtenen und deshalb stabilen Netzwerk, könnten uns wertvolle Dienste in der Projektbegleitung leisten“, hob der Mandatsträger auf Bundes- und Kreisebene Paul Lehrieder auf die Verdienste des Professors ab.

Medizinische Grundversorgung sicherstellen

Der Förderverein Wärmestube ist zusammen mit der Würzburger Straßenambulanz, dem Franziskaner-Minoriten Bruder Tobias, Kooperationspartner in dem medizinischen Projekt. Gemeinsam mit dem Träger, der Christophorus-Gesellschaft, hat sich der Förderverein um dieses Projekt bemüht, weil in Würzburg ein erhöhter Bedarf gesehen wird, wohnungs- und obdachlosen Menschen eine umfassende medizinische Versorgung angedeihen zu lassen und gleichzeitig die Gelegenheit zu nutzen, sie in eine regelmäßige medizinische Grundversorgung einzugliedern.

Das Modellprojekt wird aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales gefördert. Als Modell finanziert ist es demzufolge auch nur befristet: Dem Projektauftrag folgend sind die Fachkräfte Julia Abler und Andreas Schick in der Wärmestube seit Mitte letzten Jahres engagiert, um in Würzburg eine Struktur für einen niedrigschwelligen Zugang wohnungsloser und benachteiligter Menschen zum System ärztlicher, zahnärztlicher und psychiatrischer Grundversorgung in der Stadt aufzubauen. Das Aufgabenspektrum von Abler und Schick ist dabei weit gefasst. Es reicht von Maßnahmen der Vorsorge über die Akutversorgung bis hin zu der Nachsorge mittels aufsuchender Arbeit im Anschluss an eine medizinische Behandlung.

Pandemie – eine besondere Herausforderung

Professor Dr. Ertl und Julia Abler kommen schon bei ihrer ersten Begegnung sehr schnell zu der Übereinstimmung, dass die Pandemie gerade für wohnungs- und obdachlose Menschen eine große Herausforderung darstellt. „Gerade die von uns betreuten Menschen sehen sich Tag für Tag einem Überlebenskampf ausgesetzt. Sie leben einsam und oftmals ohne Krankenversicherungsschutz“, berichtet Sozialpädagogin und gelernte Pflegekraft Julia Abler aus ihrem Praxisalltag. Professor Dr. Ertl kann Abler hier nur beipflichten, indem er betont, wie wichtig in schwierigen Zeiten für besonders vulnerable Gruppen wie die Wohnungslosen das interprofessionelle Zusammenwirken von Fachleuten ist. „Ausreichende medizinische Versorgung eng verzahnt mit gleichzeitiger sozialpädagogischer Betreuung sehe ich in dem medizinischen Modellprojekt idealtypisch verkörpert“, resümiert Professor Ertl. Mit Blick sowohl auf Julia Abler als auch auf die Geschäftsführerin der Christophorus-Gesellschaft, Nadia Fiedler, und auf Einrichtungsleiter Christian Urban verströmt der Kardiologe schließlich Hoffnung und Zuversicht, dass es mit dem medizinischen Projekt nicht bei einem Modellversuch bleibt: „Gerne helfe ich, wenn ich helfen kann, bei einem so wichtigen Projekt“, umreißt Professor Dr. Georg Ertl sein Engagement. Und sein verschmitztes Augenzwinkern, während er das sagt, lässt mutmaßen, dass er dabei schon konkrete Ideen im Kopf hat.

Bernhard Christof | Caritas

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