Projekt NOAH als Modell für andere Housing-First-Projekte in Bayern
Wie Erfahrungen aus Würzburg anderen bayerischen Kommunen helfen könnten
26.07.2024
„Housing First ist derzeit in aller Munde. Aber wir wollen zeigen: Housing First ist nicht nur eine Modeerscheinung, sondern wirkt ganz unmittelbar und vor allem nachhaltig. In ganz Deutschland, in Bayern und auch in Würzburg.“, so begann Projektleiter Jan Bläsing die Vorstellung des Housing First Projektes NOAH der gemeinnützigen Christophorus Gesellschaft Würzburg am vergangenen Montag im Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales.
Anlass seines Vortrags vor Expertinnen und Experten der Wohnungs- und Obdachlosenhilfe sowie des sozialen Wohnungsbaus aus ganz Bayern ist das Interesse der Bayerischen Staatsregierung an dem innovativen Ansatz „Housing First“.
Housing First bedeutet einen Paradigmenwechseln in der Obdach- und Wohnungslosenhilfe. Im Mittelpunkt des Konzeptes Housing First steht der eigene, unbefristete Mietvertrag als Anfang des Hilfeprozesses. Doch Housing First ist keineswegs nur eine Wohnungsvermittlungsagentur. Die Teilnehmenden an Housing First Projekten sind Menschen, die lange Jahre oder immer wieder von Obdach- und Wohnungslosigkeit betroffen waren.
Um endlich wieder in einer eigenen Wohnung durchzustarten, werden diese Menschen von Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern begleitet und unterstützt. Von der Anbahnung des Mietverhältnisses, über den Einzug, bei Fragen zu Behördlichem und bis hin zu ganz alltagspraktischen Fragen. Dabei stehen die Freiwilligkeit der Teilnehmenden und die Flexibilität der Hilfen immer an erster Stelle.
Der Housing-First-Ansatz stellt international und beispielsweise besonders in Finnland schon lange ein etabliertes Konzept dar. Auch in Deutschland ist dieser Ansatz Teil der Strategie der Bundesregierung zur Überwindung der Obdachlosigkeit bis 2030. Nun schwappt der Trend auch nach Bayern.
Um die möglichst flächendeckende Umsetzung von Housing-First in Bayern zu prüfen, gab die Bayerische Staatsregierung in Auftrag des Bayerischen Landtags die Studie „Housing First in Bayern“ in Auftrag. Entsprechend der inzwischen vorliegenden Ergebnisse dieser Studie sollen in die Erarbeitung eines möglichen Programms auch die Erfahrungen bereits bestehender Housing First (ähnlicher) Projekte miteinbezogen werden. Hierfür lud das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales sowie das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr verschiedene Akteure der Wohnungslosen- oder Wohnungsnotfallhilfe zu einem Workshop ein.
Neben den Housing First Projekten aus Nürnberg und Kronach nahm auch „NOAH“, das Housing First Projekt der Christophorus Gesellschaft Würzburg, als sogenanntes Best-Practice-Beispiel an der Veranstaltung teil. Projektleiter Jan Bläsing, Sozialarbeiter Adrian Jimenez sowie die Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit und Wohnraumakquise Sabine Märkle brachten ihr Erfahrungs- und Fachwissen ein.
Obwohl das Projekt NOAH erst vor knapp eineinhalb Jahren aus der Taufe gehoben wurde, ist der Kurs hin zu der langfristigen Umsetzung des Housing-First-Ansatzes in Würzburg klar gesetzt. Nach Ende des Projektförderungszeitraums bis Oktober 2026 im Rahmen des Programms „EhAP Plus“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und die Europäische Union über den Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus) soll das Housing-First-Projekt weiterhin in Würzburg bestehen bleiben.
Rückenwind bei diesem Vorhaben gibt dem Team von NOAH neben den in der täglichen Arbeit sichtbaren positiven Entwicklungen der Teilnehmenden auch die Bereitschaft der Bayerischen Staatsregierung, die flächendeckende Umsetzung des erfolgsversprechenden Housing-First-Ansatzes zu prüfen.
Text: Sabine Märkle, Christophorus Gesellschaft