Sonntags geht’s in die Wärmestube

Christophorus-Gesellschaft organsiert „Rallye“ für neues Personal

Neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Christophorus-Gesellschaft lernten die Vielfalt der Ökumenischen Organisation bei einer Rallye durch die Einrichtungen kennen. Foto: Günther Purlein

Was passiert im Brunhilde-Schmitt-Haus in der Wallgasse? Welche Menschen kommen in die Bahnhofsmission? Wie unterschiedet sich die „BM“ von der Wärmestube? Solche Fragen wurden während einer spannenden Rallye am 1. Willkommenstag für die neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Einrichtungen der Christophorus-Gesellschaft beantwortet. Neue Ehren- und Hauptamtliche und Hochschulnachwuchs nahmen daran teil.

Leonie Starklauf, die im 5. Semester Zahnmedizin studiert, engagiert sich bereits seit einem Jahr in der Wärmestube. An jedem Sonntag ist sie dort. „Von den anderen Einrichtungen der Christophorus-Gesellschaft habe ich bisher nicht so viel gewusst“, sagt sie. Hatte ein Gast der Wärmestube eine Frage, etwa zur Kurzzeitübernachtung, musste sie ihn an einen hauptamtlichen Mitarbeiter verweisen. Durch den Willkommenstag kann sie nun viel besser selbst Auskunft geben.

Sich einen Tag in jeder Woche zu engagieren, ist neben einem anspruchsvollen Studium wie dem der Zahnmedizin nicht leicht. Doch Leonie Starklauf ist davon überzeugt, dass jeder Mensch einen kleinen Beitrag zur Linderung von Not leisten sollte. Gleichzeitig sieht sie die Tätigkeit in der Wärmestube als wunderbaren Ausgleich zum Studium. Dort, so die 21-Jährige, steht der Leistungsgedanke im Vordergrund. In der Wärmestube hingegen spielen Leistung und Ehrgeiz keine Rolle. Hier geht es um Mitmenschlichkeit und Solidarität.

Dass sie in puncto Leistung nicht mithalten können, darin liegt nach Starklaufs Beobachtung oft die Ursache sozialer und materieller Not. Viele Gäste der Wärmestube litten aber auch an seelischen Erkrankungen. „Draußen“ ecken sie an: „Hier bei uns dürfen sie sein, wie sie sind.“

Insgesamt gibt es eine Vielfalt von Gründen, warum Männer und Frauen die Einrichtungen der Christophorus-Gesellschaft aufsuchen, ergänzt Steffi Mößlein, die vor zwei Monaten begann, in der Bahnhofsmission zu arbeiten. Das tut die 26-Jährige im Rahmen ihres Studiums der Sozialen Arbeit an der Würzburger Hochschule für angewandte Wissenschaften. Auf die Bahnhofsmission als Einsatzstelle für ihr Praxissemester kam Mößlein während eines Praktikumsbasars der Hochschule: „Ich lernte meine Vorgängerin kennen, die ganz begeistert von ihrem Einsatz in der Bahnhofsmission war.“

Während sich Menschen, die keine Wohnung haben oder die prekär leben, den ganzen Tag in der Wärmestube aufhalten können, kommen die Gäste der Bahnhofsmission immer nur für kurze Zeit in die Einrichtung. Viele tun dies jedoch täglich. „Dazu gehört ein Mann, der den ganzen Tag in der Stadt Pfandflaschen sammelt“, erzählt Mößlein. Seine Pausen verbringt er regelmäßig in der Bahnhofsmission. Dort ist er dankbar für alles, was man ihm angeboten wird: „Er fordert nichts, sondern ist glücklich, wenn wir ein Brötchen für ihn haben.“

Ein anderer Klient erscheint Morgen für Morgen pünktlich um acht Uhr. Konzentriert liest er in der Bahnhofsmission seine Zeitung. Manchmal spricht er mit Steffi Mößlein über das, was er gelesen hat. „Ich habe von ihm zum Beispiel erfahren, warum das Sturmtief vor zwei Wochen einen weiblichen Namen erhalten hat“, lacht die junge Frau.

Steffi Mößlein und Leonie Starklauf nehmen sich Zeit für Klienten, die reden wollen. Sie wissen aber auch, sich zurückzuhalten. Wie wichtig es ist, nicht zu direkt auf die Gäste „loszugehen“, erfuhr Starklauf bei einer Fortbildung. „Wir sollen, wie wir gesagt bekommen haben, den ‚Deckel drauflassen’“, berichtet sie. Wer zu vehement danach fragt, wie es einem Menschen gerade geht, riskiert, dass irgendetwas hochkommt, was ihn überfordert. Viel besser sei es, auf Signale gesprächsbereiter Gäste zu warten. Auf Initiative der Betroffenen hin entstehen laut Steffi Mößlein oft sehr tiefe Gespräche.

Ihre Aufgaben in der Bahnhofsmission machen der jungen Frau aus Bergtheim im Landkreis Würzburg sichtlich Spaß. Nur ein einziges Mal kam es bisher vor, dass sie einen Gast der Bahnhofsmission zu „unheimlich“ fand. Da ließ sie lieber einen Hauptamtlichen ran. Was im Praktikum auch völlig legitim ist. Am Ende des Praxissemesters wird sie wahrscheinlich auch mit diesem Gast gut umgehen können. Menschlich. Einfühlsam. Und gleichzeitig professionell.

Vernetztes Handeln und gegenseitige Unterstützung sind nur dann möglich, wenn man vom Anderen weiß. Damit das gelingt konnten sich Steffi Mößlein, Leonie Starklauf und die anderen „Neuen“ einen ganzen „Willkommenstag“ lang austauschen und die Einrichtungen kennen lernen.

Auch im kommenden Jahr werden wir allen Neu-Engagierten unser christliches Leitbild und die Ideale der Christophorus-Gesellschaft näher bringen. Der Willkommenstag wird fester Bestandteil in der Christophorus-Gesellschaft.

Günther Purlein

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