Täglich geht’s in die Bahnhofsmission

Versicherungsmakler Dittmeier spendet für den Nachtdienst

Katrin Böse übergibt Oliver Guth einen Spendenscheck in Höhe von 12.500 Euro an Helmut Fries. Foto: Förderverein der Bahnhofsmission

Würzburg. PM des Fördervereins Bahnhofsmission.

Dass es auch im reichen Deutschland Not gibt, ist Oliver Guth bekannt, doch mit diesen Dimensionen hätte er nicht gerechnet. Etwa 125 Mal, erfuhr er bei einem Besuch in der Würzburger Bahnhofsmission, wird die Einrichtung der ökumenischen Christophorus-Gesellschaft tagtäglich kontaktiert. Der Würzburger Versicherungsmakler Dittmeier, bei dem Guth als Prokurist arbeitet, hilft durch eine Spende in Höhe von 12.500 Euro, diese Not ein wenig zu lindern.

Vor allem für den Nachtdienst sind weiterhin Spenden erforderlich, erklärt Helmut Fries, Vorsitzender des Fördervereins Bahnhofsmission, der den Spendenscheck aus den Händen von Oliver Guth und seiner Kollegin Katrin Böse entgegennahm. Dittmeier ist dies bekannt, weshalb die Firma nicht zum ersten Mal spendete. Schon im vergangenen Jahr flossen 10.000 Euro in den Nachtdienst. Das Geld stammt aus der „Stiftung Omnibus“, die Firmengründer Thomas Dittmeier 2010 ins Leben gerufen hatte. Der Stiftungsname wiederum verweist auf das Kerngeschäft des Unternehmens: Dittmeier ist als Versicherungsmakler für Busunternehmen tätig.

In die Bahnhofsmission kommen Menschen, die weder von ihren Familien noch von einem Freundeskreis aufgefangen werden, erfuhr Oliver Guth vor Ort. Ishak D. zum Beispiel gehört zu den täglichen Besuchern. Er stammt aus Tschetschenien, wo er vor vielen Jahren begonnen hatte, Architektur zu studieren. Dann kam der Krieg. Der Traum von einer Karriere als Architekt platzte jäh. Ishak D. musste zur Armee. Vor 13 Jahren floh er vor russischen Soldaten nach Deutschland.

Die Kriegserlebnisse haben Ishak D. so schwer in Mitleidenschaft gezogen, dass er bis heute nicht im Stande ist, eigenes Geld zu verdienen. „Wenn ich Kriegsbilder im Fernsehen sehe, zucke ich immer noch zusammen“, erzählt er. Ishak D. ist aufgrund schwerer psychischer Störungen zu 70 Prozent schwerbehindert. Er lebt in der Würzburger Obdachlosenunterkunft und bezieht Sozialhilfe. „Einen Kühlschrank haben wir nicht im Zimmer“, sagt er. Aus diesem Grund pilgert er bis zu zweimal täglich in die Bahnhofsmission. Hier erhält er eine Tasse heißen Tee und oft auch ein belegtes Brot oder ein Gebäckstück.

Gerade jetzt in der Weihnachtszeit, wo Waren aller Art in Hülle und Fülle angeboten werden, wird Menschen in prekären Lebenslagen die eigene Armut krass bewusst. Martin N. (Name geändert) gehört zu jenen Stammgästen der Bahnhofsmission, die sich keinerlei Luxus leisten können. „Ich beziehe seit 2005 eine Erwerbsunfähigkeitsrente“, erzählt der 53-Jährige, der an massiven Rückenproblemen leidet und ebenfalls psychische Schwierigkeiten hat. Täglich hat Martin N. Schmerzen. Die hofft er, mit Hilfe eines Heilpraktikers zu bekämpfen. Das wenige Rentengeld, das er erhält, fließt in die Behandlungen: „Mir bleiben im Monat 100 Euro zum Leben.“

Solche Not darf man nicht ignorieren, ist Thomas Dittmeier überzeugt. Deshalb spendete er nun schon zum zweiten Mal an den Förderverein. Der größte Teil des Geldes wird in den Nachtdienst fließen. Dem kommt gerade in der kalten Jahreszeit eine große Bedeutung zu, betont Fördervereinsvorsitzender Helmut Fries. Zum einen werden nachts Frauen aufgenommen, die vor Gewalt fliehen müssen: „Aber die Mitarbeiter gehen auch jede Nacht einmal über den Bahnhof.“ Dabei schauen sie, ob irgendwo ein Obdachloser liegt, der Gefahr läuft, zu erfrieren.

Ein kleinerer Teil der Spende wird für ein besonderes Jubiläum verwendet: 2019 wird die Würzburger Bahnhofsmission 120 Jahre alt. Dieses Ereignis soll am 20. September groß gefeiert werden. „Auch für die Ausrichtung dieses Festes brauchen wir Spenden“, so Fries. Bis zur Jubiläumsfeier soll außerdem der „Würzburger Wegweiser für Menschen in besonderen Lebenssituationen“ in einer Neuauflage vorliegen. Über einen QR-Code sollen Migranten die Informationen über verschiedene Anlaufstellen in der Stadt in ihrer Sprache abrufen können. Auch bei diesem Projekt ist eine Kooperation mit Dittmeier Versicherungsmakler angedacht.

 

Katrin Böse, Mitarbeiterin bei der Firma Dittmeier und Mitglied in der Projektgruppe des Fördervereins Bahnhofsmission, übergibt zusammen mit Oliver Guth (rechts), Mitglied der Geschäftsleitung von Dittmeier Versicherungsmakler, einen Spendenscheck in Höhe von 12.500 Euro an Helmut Fries, Vorsitzender des Fördervereins.

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