Hier leben Arme an Heiligabend auf
Wärmestube bedankt sich für Solidarität mit den Besuchern rund um Weihnachten
Für jede Stunde, die er nicht in seinem Zimmer sein muss, ist Frank Popp froh. Der 59-Jährige hat keine eigene Wohnung. Sondern eben nur ein kleines Zimmer. Seine Mitbewohner sprechen kein Deutsch: „Ich bin immer in meinem Zimmer allein.“ Das ist drastisch. Vor allem an Weihnachten. Zum Glück gibt es die Wärmestube der Würzburger Christophorus-Gesellschaft. Hier ist der gelernte Maler und Verputzer an jedem Öffnungstag: „Auf Heiligabend freu ich mich, da kommt der Bischof.“
„Auf Heiligabend freu ich mich, da kommt der Bischof.“
Keine Gelegenheit lässt Frank Popp aus, die Wärmestube zu besuchen: „Das ist meine Familie.“ Und es ist fast der einzige Ort, wo man an Weihnachten an ihn denkt. Der gläubige Christ freut sich nicht nur auf den vom Förderverein der Wärmestube organisierten Gottesdienst mit Bischof Franz Jung. Sondern auch darauf, dass es im Anschluss kleine Geschenke gibt: „Manchmal ist im Päckchen ein Christstollen drin, oft Plätzchen, manchmal was Warmes.” Sonst schenkt ihm niemand etwas. Früher, als seine Mutter noch lebte, lange ist das her, hatte er Geschenke erhalten: „Mit zwölf Jahren bekam ich eine Rennbahn.”
Für viele Menschen sind die letzten Wochen des Jahres, wenn das Tageslicht abnimmt, lange Dunkelheit herrscht und es kalt ist, seelisch schwer zu verkraften. Ganz besonders heftig sind diese Tage für Menschen, die keine Wohnung haben. Andreas Schick, Sozialarbeiter in der Wärmestube, weiß, dass einige Besucher selbst an den Weihnachtsfeiertagen im Freien übernachten. Dankbar sind alle, dass es Würzburger Bürger gibt, die gerade in der Adventszeit an die Menschen aus der Wärmestube denken: „Erst vorhin ist eine Frau gekommen und hat uns ein Blech Gewürzkuchen gebracht.”
„Da sind mir die Tränen schon runtergelaufen.”
Fragt man Frank Popp, ob er unter dem Alleinsein an Weihnachten leidet, schüttelt er seinen Kopf. „Ich hab` mich daran gewöhnt”, meint er. Kommt man tiefer mit ihm ins Gespräch, trifft man dann aber doch auf ganz schön viel Wehmut. Frank Popp erzählt von einer Christmette vor zwei Jahren im Würzburger Dom. Gegen zwölf Uhr wurde „Stille Nacht” gesungen. Sein liebstes Weihnachtslied: „Da sind mir die Tränen schon runtergelaufen.” Das, weiß er, kann am 24. Dezember wieder passieren, sollte Bischof Jung das Lied bei der Weihnachtsfeier für die Besucherinnen und Besucher der Wärmestube anstimmen.
Frank Popp, der erwerbsunfähig und deshalb sehr arm ist, will sich nicht hängenlassen, froh reagiert er gerade in der Adventszeit auf jedes Lächeln und jedes kleine Geschenk. Zum Glück gibt es immer wieder Menschen, die zum Beispiel Jacken oder Handschuhe in die Wärmestube bringen. Das bedeutet dem Team viel, bestätigt Andreas Schick. „Super wäre nur, sollte man uns etwas schenken wollen, dass man kurz vorher anruft, damit wir sagen können, was unsere Besucher im Moment konkret brauchen.” Außerdem fände er es schön, wenn nicht nur in der Adventszeit an die Männer und Frauen aus der Wärmestube gedacht würde: „Wir brauchen auch etwas im Januar und im Februar.”
Wir brauchen auch etwas im Januar und im Februar.”
Viele Männer und Frauen sehen der Weihnachtsfeier in der Wärmestube mit einer Mischung aus großer Freude und Wehmut entgegen. Die Wärmestube selbst wurde in diesem Jahr noch stärker als sonst besucht. „Wir hatten heuer bis Anfang Dezember schon mehr als 13.500 Besucher, im gesamten letzten Jahr waren es insgesamt ca. 12.000 ”, sagt Andreas Schick. Deutlich spürbar werde, dass bei immer mehr Menschen das Geld knapp und knapper wird. Am Ende des Monats können sich viele kaum noch etwas zu essen leisten. Sie sind dankbar, sich in der Wärmestube duschen zu können. Hier einen Kaffee zu bekommen, ihre Wäsche zu waschen. Und wer ein medizinisches Problem hat, findet mit der Ärztesprechstunde immer eine erste Anlaufstelle, die sich kümmert.
Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Wärmestube ist es selbstverständlich, auch an Weihnachten für die Besucher dazu zu sein. Normalerweise hat die Wärmestube am Montag geschlossen, „Doch wenn ein Weihnachtsfeiertag auf Montag fällt, öffnen wir”“, berichtet Andreas Schick. Frank Popp wird sowohl am 24. Dezember als auch an den beiden Weihnachtsfeiertagen in die Wärmestube kommen. Nicht nur das hauptamtliche Team um Andrea Dehler und Andreas Schick, sondern auch Ehrenamtliche wollen an diesen beiden Tagen ganz besonders für die Besucher da sein.
Gleichzeitig rüsten sich die Mitarbeiter schon für das kommende Jahr. Das Angebotsspektrum soll 2026 durch eine mit Drittmitteln finanzierte neue Küche erweitert werden, erzählt Andreas Schick. Die bietet die Möglichkeit, regelmäßig gemeinsam etwas Gesundes und Leckeres zu kochen.
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